Berlebach Pegasus
30. May 2013
Die Suche nach dem richtigen Stativkopf spaltet die Fotogemeinde seit Erfindung des Stativs. Da gibt es eine Fraktion, die auf Videoneiger schwört, andere stellen einen Gimbal über alles, dritte greifen am liebsten zum Kugelkopf, und manche Fotografen möchten ausschließlich einen Getriebeneiger benutzen. Ich selbst arbeitete lange Zeit mit einem Kugelkopf, da dieser für mich den besten Kompromiss bedeutete. Mein Einsatzgebiet ist sehr weit: auf der einen Seite möchte ich mit dem Supertele Tiere fotografieren, auf der anderen Seite bin ich mit dem Weitwinkelobjektiv in der Landschaft zugegen, und zu guter Letzt verbringe ich viel Zeit nah über dem Erdboden beim Entdecken von Makro-Motiven. Für all dies möchte ich aber am liebsten nur einen einzigen Stativkopf haben, denn auf einer mehrtägigen Tour habe ich einfach nicht den Platz für zwei Stativköpfe.
Allgemeines:
Der Berlebach Pegasus sorgt seit seinem Erscheinen für Aufsehen, denn sein Konzept ist einzigartig. Ich konnte ihn vor zwei Jahren auf einer Messe das erste Mal ausleihen, und war sofort davon überzeugt. Ich habe ihn seither einigen befreundeten Fotografen empfohlen, die allesamt sehr zufrieden mit dem Produkt sind. Der Berlebach Pegasus vereint die Vielseitigkeit eines Kugelkopfes mit der Stabilität eines Videoneigers und der Geschwindigkeit eines Gimbalheads. Er scheint somit alle Vorteile der einzelnen Köpfe in sich zu vereinigen, und dies rechtfertigt dann vielleicht auch den Preis von 600 EUR.
Schllichtes, funktionales und ansprechendes Design
Erster Eindruck:
Beim Auspacken des Berlebach Pegasus wird sofort klar, dass es sich um echte Qualitätsarbeit handelt, dazu noch in Deutschland gefertigt. Der Kopf liegt wuchtig und stabil in der Hand – er scheint auf den ersten Blick unzerstörbar zu sein. Alles sitzt an seinem Platz: nichts wackelt, nichts hat Spiel, alles ist perfekt verarbeitet. Neben dem Kopf an sich liegen noch eine Arca-kompatible Schnellwechselplatte sowie ein Schwenkarm in der Packung bei, welcher zur Nachführung beim Filmen gedacht ist. Was mich sofort begeistert hat und besonders schön gelöst ist: der Imbusschlüssel zum Nachziehen von unterschiedlichen Schnellwechselplatten etc. ist im Pegasus fest verbaut, und kann bei Bedarf einfach aus dem Stativkopf gezogen werden. Ich hatte bis dahin in jedem Fotorucksack mindestens ein Exemplar zur Sicherheit verstaut – das kann ich mir nun sparen!
Ich habe den Berlebach Pegasus mit Sterngriff und 75er Kalotte bestellt. Das bedeutet, dass ich ihn in meinem Gitzo Carbonstativ in die passende Halbschale einsetzen und darüber nivellieren kann. Der Berlebach Pegasus wiegt 1,55kg. Das ist nicht gerade leicht, liegt aber vollkommen im Rahmen.
Der Pegasus im Praxiseinsatz mit einem 2,8 400mm Objektiv + 2x Telekonverter
Praxis:
Die große Frage ist, was taugt der Pegasus denn nun in der Praxis? Immerhin gibt es bereits Produkte, die meinen, alle positiven Eigenschaften anderer Produkte in sich vereinigen wollen, und am Ende können sie nichts so richtig. Um eines vorweg zu nehmen, das ist beim Pegasus nicht der Fall!
Das Handling des Pegasus ist im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig. Zunächst richtet man den Kopf über die Kalotte aus, das geschieht so, wie man es von Videoneigern und Gimbalheads gewohnt ist. Danach stehen zwei Schrauben zur Verfügung, mit denen man den Kopf einstellen kann: die eine dient dem Festziehen, die andere als Friktion. Löst man nun die Schraube zum Festziehen kann man den Kopf schwenken: nach vorne und nach hinten, sowie nach rechts und links. Dennoch kann der Kopf nicht abkippen, wie man es von Kugelköpfen kennt. Hierdurch kann man problemlos jedem bewegten Objekt folgen. Schwenks mit dem Tele sind kein Problem, der Kopf läuft sauber, schnell und ohne zu Ruckeln. Insgesamt ist das Handling mit einem Superteleobjektiv sehr gut und angenehm.
Jegliche Art von Objektiven, die eine Stativschelle besitzen, lassen sich vom Berlebach Pegasus hervorragend handhaben. Dazu gehören natürlich auch Makroobjektive. Erst wenn man in den Landschaftsbereich vordringt wird es etwas schwieriger, denn man benötigt eine quadratische, Arca-kompatible Platte unter dem Kameragehäuse. Ansonsten lassen sich keine Hochformataufnahmen mit dem Pegasus realisieren. Eine passende quadratische Novoflex QPL-1 kostet zirka 30 EUR. Der Berlebach Pegasus hat zwar die Möglichkeit eingebaut, die Schnellwechselplatte abzuklappen, um somit die Kamera in Hochformatstellung zu bringen, allerdings muss die Kamera damit entsprechend montiert sein – mit L-Winkel oder passgenauen Kameraplatten ist dies nicht möglich. Einzig mit einer quadratischen Wechselplatte, die man in alle Richtungen ins Schnellwechselsystem führen kann, lässt sich dies umgehen. Das Problem ließe sich seitens Berlebach gegebenenfalls durch eine Änderung der Schnellwechseleinheit lösen, die man je nach Bedarf um 90 Grad drehen könnte. Ansonsten ist der Mechanismus zum Kippen der Kamera ins Hochformat äußerst robust. Ich habe die Kipp-Mechanik sowohl mit dem 2,8/400mm, dem 5,6/800mm als auch dem 5,6/300-800mm Teleobjektiv getestet. Man konnte den Mechanismus in jeder Stellung problemlos arretieren, was mich persönlich sehr beeindruckt hat. Ich verwende diese Mechanik sehr häufig, denn sie ermöglicht mir, mit den Tele-Objektiven bodennah zu arbeiten. Ich komme damit geschätzte 15cm tiefer als mit einem Sachtler FSB8, was am Boden „Welten“ sind.
Die von Berlebach verwendete Arca Swiss-kompatible Schnellwechseleinheit ist exzellent in der Handhabung. Sie klemmt alle Arten von Schnellwechselplatten, was leider aufgrund der Abweichungen vieler Hersteller nicht selbstverständlich ist. Des Weiteren ist der Pegasus mit einer Wasserwaage ausgestattet. Diese sitzt genau an der richtigen Stelle, um alles gerade ausrichten zu können.
Kommen wir zum wichtigsten Punkt: die Stabilität. Mit der zunehmen Auflösung und Pixeldichte moderner Kameras müssen die Stative entsprechend stabiler sein. Ich habe noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich nichts von Gimbal-Heads halte, da diese schlicht unbrauchbar unstabil sind. Nun ja, wo ordne ich einen Pegasus von der Stabilität her ein? Er ist um Welten stabiler als jeder Gimbalhead, deutlich stabiler als alle Kugelköpfe, jedoch nicht ganz so stabil wie ein sehr guter Sachtler Videoneiger kostet dafür aber nur einen Bruchteil des Preises.
Der Pegasus hält in jeder Stellung
Tiefer kommt man mit keinem Neiger!
Fazit:
Kurz und knackig, der Pegasus ist fast perfekt.
Legt man den Fokus vorwiegend auf die Telefotografie, will allerdings hin und wieder auch Makrofotografie und Landschaftsfotografie betreiben, so wird man keinen besseren Stativkopf finden. Er ist extrem stabil und belastungsfähig, und mit 600 EUR durchaus als preiswert zu bezeichnen. Einziges wirkliches Manko in der Praxis ist die Tatsache, dass man die Schnellwechseleinheit nicht um 90 Grad drehen kann. Ich kann ihn für die Naturfotografie aus meinem eigenen Praxiseinsatz nur empfehlen, und würde aktuell keinem anderen Stativkopf den Vortritt geben wollen.
Vogelfotografie im Süden
28. May 2013
Ich weiß, ich weiß. Die meisten werden jetzt mit dem Augen rollen und anfangen zu lachen, Radomir und Vogelfotografie, aber ab und an will auch ich ein paar Vögel fotografieren. Eigentlich hatten Holger Cremer und ich vor drei Tage im Süden Vögel zu fotografieren und danach in die Alpen zu steigen. Das wunderbare Maiwetter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und reichlich Schnee in den Alpen, hatte diesen Plan zunichte gemacht, da die Sichtverhältnisse grauenvoll waren und das Steinwild bei viel Schnee nicht in Gipfelnähe zu finden sein würde. Somit entschlossen wir uns, wesentlich länger als ursprünglich gedacht im Süden zu bleiben und es entstand ein kleines Projekt daraus. Die Bilder aus dem Projekt werden demnächst folgen. Zunächst wollte ich einfach mal ein paar Vogelfotos aus dem Süden Frankreichs zeigen. Wir haben binnen einer Woche wirklich viele tolle Sichtungen gemacht und sehr viel fotografiert. Da gab es: Sichler, Ibis, Ziegenmelker, Blauracke, Bienenfresser, Rallenreiher, Nachtreiher, Purpurreiher, Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Flamingos, Weihen und und und. Hier also ein paar Eindrücke.
Bienenfresser sind überall zu finden
Ein Flamingo im Sonnenuntergang
Größenvergleich Stelzenläufer zu Flamingo
Les Calanche, ein Abenteuer mit dem Auto
18. May 2013
Nach einer kleinen Kletterpartie, kann man fast jedes Podest der Calanche ereichen
Besonders beeindruckt haben mich die Calanche. Die Calanche sind gemeinsam mit der Scandola und der Girolata-Bucht seit 1983 Unesco Weltnaturerbe. Sie befinden sich an der Westküste Korsikas, südlich von Porto. Die unglaublichen Gesteinsformationen aus rötlichem Granit sind schlichtweg überwältigend. Sie ragen bis etwa 400m in die Höhe. Die hohen Berge sind kaum zu begehen. Eher kann man mit der richtigen Ausrüstung, die ein oder andere schöne Klettertour veranstalten. Umso mehr verdutzte es mich, dass die korsischen Ziegen es schafften in diesen Steilwänden Halt zu finden und über die Steilhänge zu wandern. Als ich das erste Mal mit dem Auto an den Calanche vorbeifuhr konnte ich meinen Augen wirklich nicht trauen, so eindrucksvoll war dieser Küstenabschnitt für mich. Eine schmale Straße (D81) schlängelt sich direkt durch die Calanche, was auf der einen Seite das Erreichen erleichtert und auf der anderen Seite jedes Foto störend beeinflusst. Ich fuhr weiter über eine sehr schmale Straße, mit zahlreichen Haarnadelkurven bis in eine kleine Bucht. Hier wollte ich abends fotografieren und am nächsten Morgen hoch ins Gebirge. Doch am nächsten Morgen kam das böse Erwachen, meine Lenkung hatte versagt, eine Pfütze auf dem Boden verriet mir, dass ich kein Servolenköl mehr hatte und ein Blick in den Behälter zeigte mir keine Verunreinigung, sodass ich hoffte, dass die Servolenkpumpe noch intakt war. Somit entschloss ich mich, mich abschleppen zu lassen und zu hoffen, dass ich lediglich ein Leck hätte.
Gleichzeitig glaubte ich nicht, dass wirklich jemand den schmalen gewundenen Pfad an die Küste mit einem Abschleppfahrzeug wagen würde. Doch der ADAC fand ein Abschleppunternehmen und kurze Zeit später stand ein älterer Korse vor mir und grüßte mich. Er meinte, bis zu 5m lange Fahrzeuge bekommt er auf den Abschlepper und wir begannen ihn aufzuladen. Der Abschlepper war für den VW California allerdings zu leicht und so stemmte sich die Front des Abschleppers nach oben und das Fahrzeug konnte nicht hinaufgezogen werden. Durch das verschieben der Ladebühne gelang es den Hebel so weit zu verkürzen, dass der Bus auf den Abschlepper geladen werden konnte. Eine wirkliche Millimeterarbeit, bei der der erfahrene Korse sichtbar seinen Spaß hatte. Um durch die schmalen Kurven zu gelangen, musste er teilweise 4-5 mal zurücksetzen. Wir fuhren in eine Werkstatt, die eher einem normalen Hinterhof entsprach und ich glaubte, meine Reise würde hier enden. Ich erklärte in meinem besten französisch, was ich für den Defekt halte und dass ich das Fahrzeug dringend benötige, da es mein Auto, meine Wohnung und überhaupt alles sei, was ich hier besitze. Der Mechanikermeister stellte sich als großer Naturschützer heraus und freute sich sichtlich darüber, einen Diskussionspartner gefunden zu haben. Er erzählte mir einiges über die Politik Korsikas und darüber, wie man die Region verunstalten wolle. Er versicherte mir am Abend könne er mir mehr zu meinem Auto sagen und so verließ ich ihn. Abends kam ich also wieder zu ihm und musste feststellen, dass er nach südländischer Mentalität nicht einmal das Fahrzeug betrachtet hatte. Er vertröstete mich auf den nächsten Tag. So entnahm ich alles Lebensnotwendige und die Fotoausrüstung aus meinem Bus und lies den Mechaniker sein Werk vollbringen. Ich glaubte nicht wirklich daran, dass er es so einfach hinbekommen würde und wenn ein Ersatzteil fehlen würde, sah ich mich schon wochenlang darauf warten.
Der erfahrene Korse, hat es geschafft mich aus dem Tal zu schleppen
Am nächsten Tage stand ich gegen Mittag wieder vor der Werkstatt und sah, dass mein Fahrzeug wenigstens etwas anders stand, ich hatte also die Hoffnung, er hätte wenigstens einmal drauf geschaut. Doch es kam besser, der alte Mann hatte es wieder hinbekommen. Unglaublich. Er stellte mir eine Dichtung mit 80 Cent, das Servolenköl mit 22 EUR und die Arbeitszeit mit 165 EUR in Rechnung. Insgesamt ein recht günstiger und schneller Werkstattbesuch, ich war unglaublich erleichtert darüber, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben und die Reise doch fortsetzen zu können.
Nun konnte ich endlich weiter die Region um die Calanche erkunden und entdeckte hier einige der schönsten Orchideenvorkommen, die ich auf Korsika gesehen habe. So kam es, dass ich morgens und abends meist Orchideen fotografierte und nachts die Calanche. Auch die Calanche besuchte ich zweimal auf meiner Reise, um nachts eine unterschiedliche Ausleuchtung vom Mond zu erhalten. Einmal bei fast Vollmond und einmal kurz nach Neumond.
Die Calanche im Abendlicht, die Berggipfel sind unglaublich vielfältig
Das Luftbild zeigt die Strukturen der unterschiedlichen Felsblöcke im Abendlicht
Die Farben und Formen der Felssturkturen ließen mich nicht los
In Hängen, in denen wir nur noch klettern können, finden die Ziegen noch Halt
Die Berformationen übten auf mich besonders nachts eine besondere Anziehung aus
Im Licht des Vollmonds wirken die Gipfel unvergleichbar
Eine Kombination aus Mondlicht und Sternen
Aber auch Details, wirken bei Nacht oft ganz anders
Bei Vollmond wirkt die Ausleuchtung fast unnatürlich
Der neue Freihandtraum: Canon EF 4,0 500mm L IS II
16. May 2013
Seitdem Canon die neuen Supertele auf den Markt gebracht hat, hat sich die Naturfotogemeinde vorwiegend auf das neue Canon EF 2,8 400mm L IS II und 4,0 600mm L IS II gestürzt. Das neue Canon 4,0 500mm L IS II fand hingegen wenig Beachtung. Ich habe mir dieses Objektiv gekauft, da ich mir anschauen wollte, was sich zum Vorgänger getan hat. Ich möchte keine Testvergleiche ziehen, Vergleichsbilder machen oder irgendwelche Tests machen, die fernab jeder Praxis sind, sondern einfach nur fotografieren.
Unterwegs mit dem Nikkor 500 VR und Canon 500 IS II
Haptik und Verarbeitung:
Wenn man das neue 500er auspackt, ist alles genauso, wie man es von den anderen neuen Superteles kennt. Man bekommt zwei Stativfüße, einen Koffer, mit dem man absolut nichts anfangen kann, einen Frontdeckel der nicht praxistauglich ist und ein bisschen mehr Zubehör. Ich für meinen Teil habe nur die Streulichtblende und das 500er entnommen. Sofort fiel mir dasselbe wie beim 400er auf: die Schraube der Streulichtblende und der Stativschelle sind Schrott. Sie verlieren sofort die Farbe und sind sehr empfindlich, wenn man mit dem Teleobjektiv irgendwo aneckt. Hier wünsche ich mir immer noch die alten Schrauben zurück. Das Kensington Lock halte ich für den sinnlosesten Einfall Canons, seit es Objektive gibt. Wer bitte will ein Schloss ans Objektiv hängen, das man laut Youtube in wenigen Sekunden knacken kann? Aber naja, dieses Feature haben jetzt alle neuen Teles. Ansonsten sind die neuen Teles wie gewohnt tipp top verarbeitet.
Perfekt für die Freihandfotografie geeignet. Der RRS LCF-53 ist in meinen Augen zu kurz für das perfekte Handling.
Handling und AF:
Das neue Canon EF 4,0 500mm L IS II ist ein Traum vom Handling. Es ist wirklich federleicht. Wer das alte Canon EF 2,8 300mm L IS kennt, der wird kaum einen Unterschied merken. Die Gewichtsverteilung ist gigantisch und die Gewichtsreduzierung gegenüber dem Vorgänger signifikant. Ich habe mit diesem Objektiv problemlos stundenlang freihand gearbeitet. Dies geht noch wesentlich besser als mit dem neuen 400er. Ich hatte die Möglichkeit das neue 4,0 500mm L IS II gegen das Nikkor 4,0 500mm VR zu probieren und man merkt den Gewichtsunterschied mehr als deutlich. Auch der neue IS und AF arbeitet ein gutes Stück leiser als beim Nikkor.
Der AF des neuen Canon EF 4,0 500mm L IS II ist sehr schnell und leise. Auch bei sehr schweren Verhältnissen findet er noch sein Ziel. Sowohl bei Nebel, in der Dämmerung, als auch bei Bewegung im Gegenlicht trifft die 1DX den Fokus sehr gut in Kombination mit dem neuen 500er. Dennoch kommt er von der Geschwindigkeit bei weitem nicht an den des Canon EF 2,8 400mm L IS II ran. Dieses ist nochmal ein gutes Stück schneller in Verbindung mit der 1DX. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass der AF des neuen 500er etwas genügsamer ist als der des neuen 400ers, der einem einfach keinen kleinen Bedienfehler verzeiht. Auch mit dem 1,4x Extender III arbeitet der AF des 4,0 500mm L IS II hervorragend. Den 2x Extender habe ich nie ausprobiert, da mir Offenblende 8,0 mit nur einem AF-Feld als nicht praxistauglich erscheint.
Der neue Bildstabilisator arbeitet hervorragend. Da gibt es nichts zu meckern, im Gegenteil, perfekt!
Bei starkem Nebel und in der Dämmerung findet der AF des 4,0 500mm L IS II sein Ziel
Bildqualität:
Was soll ich sagen? Kontrast und Schärfe sind hervorragend, auch mit dem 1,4x Extender. Gerade die Randbereiche sind deutlich besser als mit dem 4,0 500mm L IS der ersten Version. Dies sieht man vor allem im Einsatz des 1,4x Extenders. Auch was die Chromatischen Aberrationen angeht, leistet sich das neue 500er keine Schwäche. Wenn es um die optische Leistung geht, gibt es einfach nichts zu meckern, was jedoch bei einem Preis von 9500 EUR eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Das neue 500er liefert pur eine perfekte Qualität
Fazit:
Das neue Canon 4,0 500mm L IS II ist die neue Freihandrakete schlechthin. Das Handling ist herausragend, man glaubt, man arbeite mit einem 300er. Die Bildqualität ist ggü. dem Vorgänger etwas besser geworden. IS und AF arbeiten wesentlich zuverlässiger und leiser. Das einzige, was an diesem Objektiv stört, ist der hohe Preis von 9500 EUR und die geringe Lichtstärke von 4,0, mit der man gerade bei Dämmerung schnell an die Grenzen stößt. Es ist es in allen Bereichen besser als sein Vorgänger.
Auch mit dem Canon 1,4x Extender III gibt sich das 500er keine Blöße
Auch bei Gegentlicht macht gibt es keine Probleme im Einsatz des neuen 500er
Als Gruppe zurück in die Vogesen
13. May 2013
Trotz Hagel an diesem Morgen, waren wir alle hoch motiviert
In den letzten Tagen war ich in den Vogesen. Dort habe ich vom 9.-12. Mai einen Workshop zum Thema Tierfotografie gehalten. Bereits einen Tag bevor dieser anfing war ich vor Ort, um mir das aktuelle Verhalten der Gämsen, die Vegetation und die Bedingungen anzuschauen und war verblüfft. Der Frühling ist in den Vogesen immer noch nicht eingekehrt. Die Schneefelder in den Vogesen sind noch recht groß und die Brockenanemone beginnt erst zu blühen. Auch die Osterglocken stehen noch in voller Blüte. Die Gämsen haben offenbar erst vor kurzem mit dem Fellwechsel begonnen, sodass man zahlreiche Fellbüschel finden kann.
Als die Workshopteilnehmer eintrafen, hatte ich bereits die besten Stellen rausgesucht, an denen die Tiere aktuell zu finden sind und so war ich guter Dinge, dass wir mit Sicherheit erfolgreich sein werden. Leider spielte das Wetter nur bedingt mit. Temperaturen zwischen -1 und 9 Grad gepaart mit starkem Wind, häufigem Regen und Nebel waren etwas gewöhnungsbedürftig. Der letzte Tag begann sogar mit Hagel und endete für uns mit Schneefall. Wir hatten also die gesamte Palette an Wettersituationen, die man sich vorstellen kann- lediglich Sonne war Mangelware. Meine Gruppe ließ sich davon jedoch nicht entmutigen, als gäbe es einen Preis für den motiviertesten Workshopteilnehmer, haben alle gemeinsam als Team in den Bergen agiert. Es hat wirklich Spaß gemacht, die Gämse zu suchen, am Wasserfall nach Motiven Ausschau zu halten und sich gemeinsam die Bilder zu erarbeiten. Dass wir bei diesem Wetter so viel Spaß und Erfolg hätten und gleichzeitig eine solch schöne Gruppendynamik entwickeln, hielt ich nicht für möglich. Bis Sonntag hatte dann auch jeder das ein oder andere schöne Bild im Kasten und eine Fülle neuer Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, sodass jeder zufrieden die Heimreise antreten konnte.
Die Gämse modeln vorbildlich vor den Workshopteilnehmern
Die Schneefelder sind immer noch nicht abgetaut
Ein bisschen Licht hatten wir auch!
Vorbildlich präsentiert sich Auguste vor unseren Kameras
Eine abenteuerliche Reise nach Korsika
6. May 2013
Eigentlich hatte ich eine angenehm ruhige Fahrt nach Korsika geplant, auf der möglichst wenig passieren sollte und ich möglichst viele Orchideen fotografieren könnte. Doch es kam natürlich wieder alles anders. Auf der Suche nach Informationen, zeichneten mir viele Leute ein äußerst unfreundliches Bild der Korsen. Vor allem die Franzosen selbst erzählten mir die verrücktesten Geschichten, sodass ich glaubte spätestens am dritten Tage von einem blutrünstigen Korsen mit der Schrotflinte vom Hof gejagt zu werden. Doch wie sich nach drei Wochen rausstellte, waren alle Korsen äußerst freundlich und offen mir gegenüber. Ich bin jedenfalls keinem unfreundlichen oder verrücktem Korsen begegnet. Aber nun der Reihe nach.
Ich kehrte Sonntagnacht von den Norddeutschen Naturfototagen zurück und musste bereits Dienstagabend aufbrechen nach Korsika, da mein Schiff am Mittwochmittag in Italien auslaufen sollte. Die Übernachtfahrt von fast 1000km konnte ich gut hinter mich bringen. Heilfroh erreichte ich das Schiff, das bereits mit Verspätung anlegte. Anstatt der geplanten vier Stunden, brauchte mein Schiff bei heftigem Wellenkang, beinahe drei Stunden länger (es sollte wohlgemerkt nur 4 Stunden fahren) und legte in der Abenddämmerung in Bastia an. Schnell begab ich mich auf die Fahrt in Richtung St. Florant und verbrachte die erste Nacht auf irgendeinem willkürlich ausgesuchten Parkplatz. In den Bergen zwischen Bastia und St-Florant. Man kann schließlich nicht so wählerisch sein, wenn man erst nachts sein Schlafquartier suchen kann.
Eine Küste Korsikas, etwas nach Sonnenuntergang
In den darauffolgenden Tagen und Wochen lernte ich die Korsen, ihr Land, ihr Wetter und ihre Natur kennen. Die Straßen Korsikas sind gerade an der Ostküste teilweise extrem schlecht. Man kommt nur sehr langsam über die stark kurvenreichen Strecken voran. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 50km/h erscheint realistisch. Viele Straßen sind in äußerst schlechtem Zustand und häufig sieht man Straßenteile von kleineren Steinlawinen bedeckt. Auch wenn in jedem Reiseführer steht, dass wildcampen strengsten untersagt sei und davon abgeraten wird, so muss sich dies auf die Hauptsaison beziehen. Ich habe drei Wochen am Stück wild gecampt, in Flüssen und Bächen gebadet und in selbigen meinen Abwasch erledigt, ohne auch nur ein einziges Mal Probleme damit zu haben. An dieser Stelle sei erwähnt, wer wie ich auf Strandduschen gehofft hat, der wird enttäuscht werden, diese sind nicht vorhanden, man muss sich immer entsprechende Gebirgsbäche zum Baden suchen. Das Wetter war während meiner Reise äußerst durchwachsen, zuerst war es so gut, dass ich die ersten 9 Tage glaubte, auf Korsika kann es keine Wolken geben. Ich gab sogar die Landschaftsfotografie tagsüber auf und fotografierte wegen des immer blauen Himmels nur noch nachts. Aber dann kam mit einem Mal der Wetterumschwung, der Mistral setzte ein und es gab unglaublichen Wind und Wolken. Ich dachte nachts, mein VW Bus müsste bald von der Klippe fliegen. Die Wellen auf dem Meer wurden immer größer, bis schließlich sogar der Fährverkehr zum erlahmen kam. Daraufhin suchte ich Schutz in den Bergen, in der Hoffnung, dort sei es nicht so windig. Das bewahrheitete sich auch, allerdings wurde ich in derselben Nacht eingeschneit bei Temperaturen von bis zu – 3 Grad Celsius. Ich hielt es nicht für möglich, Ende April Neuschnee auf Korsika? Naja, vom Wetter war nun im Endeffekt wirklich alles dabei von -3 Grad bis +30 Grad, von Sonne über Regen bis Schnee. Es ist also nicht nur die Landschaft unglaublich abwechslungsreich auf Korsika, sondern auch das Wetter.
Die Landschaft ist sehr vielseitig . Auf der einen Seite die Küstenregionen mit Sandstränden, dann wieder Stein- und Steilküstenabschnitte, die nicht begehbar sind und auf einmal Kreideküste. Auf der anderen Seite Berge wohin das Auge reicht. Da gibt es bewaldete Hügel, schroffe Berggipfel und Bergketten, die noch bin in den Juni von Schnee bedeckt sein können und verschiedene andere Fels und Gebirgsformationen. Die Vegetation im April auf Korsika ist ein Traum, es blüht einfach alles, unglaublich viele Arten, von Krokussen über Buschwindröschen bis hin zu Lavendel und Orchideen ist alles dabei. Das beste Beispiel für die Orchideenvielfalt fand ich auf dem Fußballplatz von Pina. Der selten bespielte Platz bot gleich 4 verschiedenen Orchideen Arten einen Lebensraum. Auch die Vogelwelt Korsikas ist recht vielseitig, auch wenn es kaum Arten gibt, die man nicht auch auf dem Festland finden würde. Nur der endemische Korsikakleiber ist ausschließlich hier zu finden. Andere Arten, wie den Fischadler, Steinadler, Turmfalke, Rotmilan, Rothuhn, Wiedehopf, Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Eichelhäher, Flussregenpfeifer, Stelzenläufer und den Stieglitz findet man auch in Mitteleuropa.
Mehr Informationen, Fotos und Geschichten zu verschiedenen Teilen Korsikas, die mich am stärksten beeindruckt haben, findet ihr in den folgenden Blogeinträgen.
Unglaubliche Wiesen, voller Orchideen, kann man auf Korsika finden
Doch auch die Welt der Farben und Formen ist äußerst spannend (4-fach Belichtung)